Blau, gelb, hoffnungsgrün

Eine Nachrichtenflut überspült uns und immer wieder denke ich: Der macht das einfach. Der, er, Putin. Der macht das einfach. Ich sehe die Bilder und bin dünnhäutig. Ich höre die Nachrichten und hoffe trotz des Krieges.
Unvorstellbar – wären wir in der Situation der Ukrainer, müsste ich meinen ältesten Sohn zurücklassen, damit er kämpft. Ich denke und bete für die jungen Männer. Nur weil sie Männer sind, sind sie nicht für den Kampf geschaffen. Sie würden lieber Fußball oder Gitarre spielen, lernen oder sich einen Job suchen, vielleicht den Führerschein machen und am Moped schrauben.
Die Journalisten sagen, dass man viele weinende Frauen sieht. Ich bin mir sicher, Väter, Brüder und Söhne weinen ebenfalls, wenn auch nicht öffentlich. Die Frauen machen auch mehr, als nur zu weinen. Sie helfen, tragen, schützen, trösten und trotzen.

Mein Sohn schubst mich aus meinen Gedanken. „Wir sind nicht dort. Wir sind hier!“
Da hat er recht. Wir können uns verbünden und unterstützen und beten. Ja, beten hilft auch. Die Ukrainer haben den Himmel in ihrer Flagge. Blau und Gelbgold. Ihre Farben haben eine lange Tradition. Blau und Gelb vermischen sich zum Hoffnungsgrün.
Es braucht viel Hoffnung. Jetzt und später, damit Versöhnung möglich wird. Mich rührte eine junge Russin im Interview. Sie hatte den Appell Wolodymyr Selensky gehört, der mit Wertschätzung und einer Bitte zu dem russischen Volk sprach. Sie sagte: „Der Präsident der angeblichen Kriegspartei findet bessere Worte für uns als unser eigener Präsident.“

Ich wünsche den Russinnen und Russen den Mut aufzustehen, ihre Stimme zu erheben und auch die Farben ihrer Flaggen zu mischen. Weiß, blau, rot. Violett. In unserer Zeit ist diese Farbe zu einem Symbol der Gleichberechtigung und Gleichwürdigkeit geworden. Gleichberechtigung sucht Frieden!


Hätte ich diesen Mut, um unter Gefahren zu demonstrieren? Ich weiß es nicht, derweil kann ich helfen. Diese Organisationen empfehle ich.

Arthelps hilft seit 2014 Kindern in der Ukraine. Momentan organisieren sie Evakuierungen und Hilfstransporte.

Der Verein beteiligt sich an der Evakuierung von behinderten, schwachen und eingeschränkten Menschen.


In so vielen Regionen unserer Welt leben Menschen, die noch nie einen friedlichen Tag erlebt haben. Auch deren Flaggenfarben würde ich gern mischen – Jemen, Syrien, Irak, Myanmar, Nigeria, Bolivien … dann hätten wir die Farben des Regenbogens wie das Band zwischen Himmel und Erde, wie der noachidische Bund, wie ein Appell: Wir sind eine Familie Mensch!